Quantcast
Channel: SDB-Film
Viewing all 970 articles
Browse latest View live

Entengeschnatter: "Saving Mr. Banks", oder: Disney über Disney und Travers

$
0
0

Was geschieht, wenn der Disney-Konzern einen Film über die Zeit dreht, in der sich P. L. Travers mit Walt Disney über die Details der Mary Poppins-Verfilmung zoffte? Ist das Ergebnis eine Beleidigung der Disney-Historie? Eine kitschige Verfälschung einer komplexen Kinderbuchautorin? Oder ein waschechter Geheimtipp für jeden Freund guter Kinodramen?

Zusammen mit Antje Wessels und Spinatmädchen Bianca diskutiere ich im neusten Entengeschnatter über den Oscar-nominierten Disney-Film Saving Mr. Banks und gehe diesen Fragen nach. Außerdem fragen wir uns, ob Bianca und ich als Disney-Liebhaber aus einem anderen Blickwinkel an den Film herangehen als Antje und sprechen über die charakterliche Ambivalenz der echten P. L. Travers.

Auf zum Podcast!

Hier findet ihr außerdem meine Kino-Kritik zu Saving Mr. Banks!

Rio 2 – Dschungelfieber

$
0
0

Mit Ice Age gelang den damals noch äußerst jungen Blue Sky Studios 2002 ein beeindruckender Wurf: Zu Zeiten, als ausschließlich Disney, Pixar und die DreamWorks Animation Studios als ernstzunehmende Akteure im Trickfilmmarkt galten, eroberte die knuffige Eiszeitgeschichte Zuschauerherzen in aller Welt. Drei äußerst einträgliche Fortsetzungen kamen seither in die Kinos und hielten die Trickschmiede somit wirtschaftlich sehr effektiv am Laufen. Abseits der Patchwork-Herde rund um Faultier Sid haben die mit 20th Century Fox verpartnerten Trickfilmer bislang allerdings weniger Erfolg – den größten Eindruck beim zahlenden Publikum hinterließ 2011 die musikalische Komödie Rio. Mit Samba-Klängen, einer Tierschutzbotschaft und prominenten Sprechern tänzelte sich die Regiearbeit von Regisseur Carlos Saldanha zu einem weltweiten Einspielergebnis von 484,63 Millionen Dollar. Der Kritikerkonsens fiel derweil verhalten positiv aus – ich würde Rio glatt als einen Film der Marke „existiert, tut nicht weh, schnell vergessen“ einstufen. Eine wahre Schar an Merchandising zum Film gab es auch nicht zu bestaunen, ein großer Renner bei den Jüngeren schien die brasilianische Vogelgeschichte also ebenso wenig dargestellt zu haben.

Dennoch: Mit seinem Status als erfolgreichster Film aus den Blue Sky Studios abseits der Ice Age-Saga drängelt sich die Idee, ein Sequel anzuleiern, geradezu auf. Und so kehrt das Studio, welches 2013 auch mit seiner großen Hoffnung Epic bestenfalls mäßige Zahlen schrieb, nach drei Jahren Abstinenz in die losgelöste Welt Brasiliens zurück. Die einst titelgebende Stadt Rio muss sich dieses Mal allerdings mit einer Position als Kurzzeitschauplatz zufrieden geben, denn nachdem der handzahme (Ex-)Hauspapagei Blu zuletzt mit seinen wilden Stadtkollegen bunte Abenteuer erlebte, geht es nun in den wesentlich wilderen Urwald. Das Setting von Rio 2 – Dschungelfieber mag halsbrecherische Erlebnisse und große Spannung versprechen, aber als wirtschaftlich kalkuliertes Auffangnetz für die Blue Sky Studios geht diese Fortsetzung inhaltlich lieber in die entgegengesetzte Richtung: Sehr brav, überaus schlicht und extrem kinderorientiert möchte Rio 2 – Dschungelfieber bevorzugt seine jüngeren Zuschauer bespaßen und hält darüber hinausgehende Ambitionen kühl im Zaum.

Nach den Ereignissen aus Rio haben es sich die blauen Spix-Aras Blu und Jewel gemeinsam mit ihren drei Kindern in einem Vogelschutzgebiet bei Rio de Janeiro gemütlich gemacht. Doch während der domestiziert aufgewachsene Blu weiterhin von menschlichen Errungenschaften gebraucht macht, was auf seine Kinder abfärbt, findet seine Partnerin weniger Reiz daran. Eines Tages hat sie es dann völlig satt: Blu frühstückt Pfannkuchen, die Kinder hören iPod, schauen Fernsehen und ernähren sich aus dem Kühlschrank – ein Tapetenwechsel muss schnell her, im Idealfall einer, der Jewels Familie das Haustierdasein austreibt. Wie passend, dass genau jetzt ein Bericht über die Mattscheiben flimmert, laut dem die Naturforscher Linda und Tulio mitten im Amazonas weitere blaue Spix-Aras vermuten, obwohl diese doch als nahezu ausgestorben gelten. Also schlägt Jewel vor, eine Reise in den Dschungel zu unternehmen, um nach Artverwandten Ausschau zu halten. Blu ist nicht sonderlich begeistert, willigt aber aus Liebe zu seiner besseren Hälfte ein. Auch Blus Freunde Rafael, Nico und Pedro machen sich mit auf den Weg, in der Hoffnung, im Dschungel Talente für eine musikalische Aufführung zu entdecken. Im Amazonas angekommen, werden Blu und Co. von einer unerwarteten Erkenntnis überrollt: Abgeschieden vom menschlichen Einfluss hat sich eine riesige Kolonne an Spix-Aras ein Paradies aufgebaut. Angeführt wird diese von Jewels Vater, der dem verweichlichten Blu gegenüber allerhand Zweifel hegt. Und so muss sich Blu darum bemühen, seinen Schwiegervater von sich zu überzeugen. Unterdessen macht sich ein rücksichtsloser Geschäftsmann auf, den Regenwald abzuholzen. Und dann ist da noch der Kakadu Nigel, der Rache an seinem alten Rivalen Blu nehmen will und dieses Mal einen stummen Ameisenbären und die in ihn unsterblich verknallte Pfeilgiftfrosch-Dame Gabi als Handlanger mitgebracht hat ...

Rio 2 – Dschungelfieber ist wahrlich vollgestopft mit Hürden, die sich dem leicht neurotischen Protagonisten Blu stellen: Seine Lebensgefährtin lehnt sich gegen seine Bequemlichkeit auf. Er wird in die ihm fremde Wildnis gestürzt. Er muss sich gegenüber seinem Schwiegervater behaupten. Blu muss einen neuen Nebenbuhler übertrumpfen. Sein Erzrivale muss vermieden werden. Blu heizt den Streit zwischen zwei verfeindeten Clans an und muss ihn daher wieder schlichten. Und es gilt einen ganzen Regenwald zu retten. Dies ist eine wahre Flut an Konflikten, die es zu meistern gilt erst recht für einen Film, der in seine zweistündige Laufzeit zudem einen Subplot über ein Dschungel-Talentcasting sowie die einseitige Liebesbeziehung zwischen Giftfrosch Gabi und Kakadu Nigel, mehrere Musiksequenzen und einen Fußballwettbewerb rein zu zwängen versucht.

Eine solche Fülle an Handlungssträngen erweist sich selten als erfolgreich, und da Rio 2 – Dschungelfieber zwar seinem Helden Blu mehr Probleme aufhalst, generell jedoch einen leichteren, unaufgeregteren Tonfall anschlägt als der Erstling, verpufft ein Großteil des Konfliktpotentials im Nichts. Somit ist jedoch auch ein Gros des Films bedeutunsgslos: Wenn im Vergleich zu Rio mehr potentiell spannende Plots angerissen werden, der Film aber keinerlei Ambitionen hat, dramatisch zu sein, so müssen sich viele dieser Plots auf Einführung und Auflösung beschränken. Ein Handlungsfluss kommt dabei ebenso wenig auf wie ein guter Erzählrhythmus, stattdessen springt Rio 2 – Dschungelfieber unkoordiniert zwischen seinen Storys hin und her, ohne seinen Figuren Raum für eine ansprechende Entwicklung zu geben oder auch nur das volle Unterhaltungspotential aus den gebotenen Geschichten zu schröpfen. Einfach alles kommt zu kurz in dieser überfrachteten Fortsetzung.

Besonders ärgerlich sind die Ansätze, einen Konflikt zwischen blauen und roten Papageien aufzubauen: Nach der Exposition, dass sich beide Clans nicht leiden können und um raren Lebensraum kämpfen, führt ein Versehen Blus zu einem Kampf zwischen beiden Gruppen. Es folgt eine witzlose, Blu weiter als Loser degradierende Fußballsequenz, ehe im Finale aus dem Nichts eine Auflösung des Konflikts herbeigezaubert wird. Weder passt das Sportduell tonal in den Film, noch bringt er die Figuren vorwärts. Auch Blus Nebenbuhler, der als Latinlover skizzierte Roberto, ist nicht nur als Charakter voller heißer Luft, sondern auch erzählerisch bloß viel Lärm um nichts. Er ist die zigtausendste Variation des ewigen Eifersuchtsnebenplots, er taucht auf, lässt Blu um Jewel bangen und dann löst sich die vermeintliche Spannung, ob Blu denn (die vom Drebuch unliebsam behandelte) Jewel verlieren wird, völlig auf, indem sich Roberto ohne jede Vorwarnung als Spinner entpuppt. Gleichermaßen wird Jewels Zuneigung zu Blu nicht restauriert; Rio 2 – Dschungelfieber geht einfach davon aus, dass alles wieder beim Alten sein muss, wenn Roberto aus dem Spiel ist.

Kakadu Nigel, im ersten Teil noch gleichermaßen unterhaltend wie einschüchternd, ist in diesem Sequel schließlich eine reine Witzfigur, die auch mehrmals ihr Ziel aus den Augen verliert, weil ... Ja, weil zu viel Bedrohlichkeit der Stimmung des Films schaden würde. Einen kohärenten Grund präsentiert die Produktion dagegen nicht. Nigels Inkompetenz ist noch ärgerlicher, da er eh schon von zwei rein humorigen Figuren begleitet wird, wobei immerhin die Fröschin Gabi zu gefallen weiß. Mit vitaler Mimik und Gestik, fidel-quietschiger Stimme und augenzwinkernd-übertriebener Theatralik bringt die unglücklich verliebte kleine Fröschin viel Witz in den Film, aus dem sie als einzige denkwürdige Persönlichkeit klar heraus sticht. So einfallsreich diese Figur umrissen wird, so vergessenswert sind dafür die menschlichen Figuren und die Kinder Blus.

Während Rio musikalisch nicht immer ins Schwarze traf, mit seinem Mix aus kontemporären Rap und R'n'B sowie zeitlosem, flotten Samba aber durchgehend unterhielt, ist Rio 2 – Dschungelfieber hinsichtlich seiner Lieder ein kleines Grauen. Eine völlig verhunzte Version von I will survive (in der deutschen Synchro eine Tortur, im Original leidlich) und ein von der Idee her zwar nettes, in der Umsetzung aber zu lang gezogenes und schrilles Solo der putzigen Gabi sind die deutlichen Tiefpunkte, aber auch die an Teil eins orientierten Samba-Einlagen sind ideenlos und wirken wie aggressiv auf Massentauglichkeit gebürstete Retorten-Möchtegernsommerhits.

Auf der Habenseite spricht für die neuste Regiearbeit des Brasilianers Carlos Saldanha dafür der Look: Die Schauplätze sind detailreich, erstrahlen in brillanten Farben und zudem überzeugen die Hintergründe in der 3D-Version mit einer starken Tiefenwirkung. Darüber hinaus weiß der inhaltlich nichtssagende, gleichwohl überfrachtete Rio 2 – Dschungelfieber insbesondere zu gefallen, wenn er gar nicht erst so tut, als hätte er eine reizende Geschichte über den durchaus liebenswerten Papagei Blu zu erzählen. Sketcheinlagen wie das morbide, frenetische und pointierte Dschungelcasting sind sehr kurzweilig und lassen mutmaßen, dass die Rio-Figuren wesentlich besser für Kurzfilme als für Langfilme geeignet sind.

Entengeschnatter: Darren Aronofskys “The Fountain”

$
0
0

Hugh Jackman sucht das Geheimnis des ewigen Lebens und Donalds Erben finden den verlorenen Co-Moderator: Stephan ist zurück und bringt direkt geballte Energie mit, denn seine Meinung zu Darren Aronofskys esoterischen Effektdrama “The Fountain” ist nicht gerade die mildeste. Werden Stefan von Triggerfish.de, Antje und Sidney dem etwas entgegenzusetzen haben? Oder fällt dieser Film im Entengeschnatter völlig durch? Und was zum Geier haben “Tree of Life” und “Mulholland Drive” damit zu tun?

Zum Podcast!

Die zehn besten Kino-Gaststars der Muppets

$
0
0
Es ist eine gute Zeit, Muppet-Fan zu sein: Die Muppet Show flimmert wieder über die deutschen Mattscheiben und im Kino tanzt die chaotische Truppe nur wenige Jahre nach ihrem Comeback-Film Die Muppets an, um mit Muppets Most Wanted erneut junge und alte Filmliebhaber zu unterhalten. Bevor die verrückte Komödie am 1. Mai 2014 offiziell in die deutschen Lichtspielhäuser gelangt, möchte ich an dieser Stelle auf die Kino-Vita von Kermit und Co. zurückblicken und die weniger stark besungen Helden der Muppet-Filmreihe in den Mittelpunkt rücken: Die Menschen. Ob Charles Durning als Doc Hopper oder Ricky Gervais als Dominic Fieslinger in Muppets Most Wanted; ohne die weniger pelzigen Ensemblemitglieder würde den Muppet-Filmen ein vitales Element fehlen.

Doch welche menschlichen Gastdarsteller (abseits der reinen Cameos!) sind meine Lieblinge aus dieser langen Riege? Um euch auf Muppets Most Wanted vorzubereiten, stelle ich hier mit Freuden die meiner Ansicht nach zehn besten Langauftritte vor, die Nicht-Muppets in Muppet-Kinoproduktionen bislang ablieferten!

Platz 10: Ty Burrell als Jean Pierre Napoleon in Muppets Most Wanted (2014)
Die Figur des freizeitsüchtigen, wenig kompetenten Interpol-Agenten sollte ursprünglich an Christoph Waltz gehen, der jedoch aufgrund terminlicher Überschneidungen mit Terry Gilliams Zero Theorem absagen musste. Die Vorstellung, den zweifachen Oscar-Gewinner in dieser Rolle zu sehen ist unfassbar köstlich, aber Modern Family-Darsteller Ty Burrell macht seinen Job als Inspektor-Clouseau-Verschnitt ebenfalls sehr gut. Das Drehbuch ist zwar kurz davor, seine Running Gags zu überreizen, dafür hat Burrell eine wunderbare Leinwandchemie mit Adler Sam und Miss Piggy.

Platz 9: Tina Fey als Nadya in Muppets Most Wanted (2014)
Muppets Most Wanted setzt zwar mit seinen TV-Stars auf etwas kleinere Namen in den menschlichen Hauptrollen als zuvor Die Muppets, aber keine große Kino-Schauspielerin hätte besser in diese absurde Rolle gepasst als Tina Fey: Eine hochgeschlossene, strenge, dunkelhumorige, russische Gefängnisaufseherin mit ungeheurem Faible für Kermit. Fey trifft genau die richtigen Töne, vereint gestrenges, würdevolles Auftreten mit spritzigem Humor. Und sie kann überraschend gut singen.

Platz 8: Amy Adams als Mary in Die Muppets (2011)
In den wenigen Jahren seit Kinostart der spaßigen Rückkehr der Muppets zu alter Leinwandform kam es zu einem leichten Backlash, was Amy Adams' Rolle in dieser Produktion anbelangt. Ich zumindest sehe sie aber nicht als Ballast an, der unnötig von den Muppets ablenkt. Stattdessen verankert Mary ihren von Jason Segel gespielten Freund Gary in einer Lebensweise, die den Muppets ihren Tribut zollt, aber nicht völlig von ihnen abhängig ist. Sie erfüllt also eine Funktion, hebt Gary von seinem Bruder Walter ab. Und dies mit großem Engagement: Adams singt fantastisch und all ihre Gags sitzen. Die "dramatische" Seite ihrer Figur ist etwas unterentwickelt, doch die Oscar-nominierte Actrice macht das Beste draus.

Platz 7: Ricky Gervais als Dominic Fieslinger in Muppets Most Wanted (2014)
Anders als Jason Segel lässt Muppet-Fan Ricky Gervais zwar seine Spielfreude durchschimmern, hält sich aber genügend zurück, so dass er stets charaktergetreu bleibt, statt zwischendurch wie ein Star zu wirken, der vor Freude über sein jüngstes Projekt zu platzen droht. Mit staubtrockenem Humor, einer leichten Prise Selbstironie und einem grandiosen Zusammenspiel mit dem Muppet-Schurken Constantine, Kermits bösem Doppelgänger, spielt sich Gervais wunderbar schleimig unter die amüsantesten aller menschlichen Co-Stars in der bisherigen Muppet-Filmgeschichte.

Platz 6: Juliana Donald als Jenny in Die Muppets erobern Manhattan (1984)
Als aufgeweckte, herzliche Kellnerin in einem New Yorker Diner ist Juliana Donalds Figur die wohl normalste, harmloseste aller nennenswerten menschlichen Rollen im Muppet-Kinokosmus. Doch die sympathische, bodenständige Darbietung der goldig mit den Muppets zusammenspielenden Donald geht nicht etwa unter, sondern sticht durch diese Rolle sogar positiv aus der "Konkurrenz" heraus und ist so etwas wie die ruhige, liebenswerte Seele von Frank Oz' Muppet-Regiearbeit.

Platz 5: Charles Durning als Doc Hopper in Muppet Movie (1979)
Der Vater aller Muppet-Schurken und ein Paradebeispiel für einen spaßigen, mit Klischees spielenden Bösewicht, der dennoch ernstzunehmend ist. Strikter, boshafter als Gervais in Muppets Most Wanted, weniger schrill als Chris Cooper in Die Muppets und rundum gut gespielt, aber leider nicht mit ganz so einprägsamen Momenten wie die in dieser Liste noch folgenden Ganoven: Durning war ganz klar ein Nebendarsteller im ersten Muppet-Film, jemand, der den Plot talentiert stützte, den Muppets aber ihren Raum für eigene Einlagen ließ!

Platz 4: Chris Cooper als Tex Richman in Die Muppets (2011)
In jedem anderen Franchise wäre ein mit fettem Akzent redender Geschäftsmann namens Tex Richman, der nicht lachen kann, eine filmhistorisch wertvolle Stätte zwecks Ölbohrungen abreißen will und dann noch aus Jux den Namen einer Darstellertruppe stehlen und in den Schmutz ziehen möchte ... naja ... fehl am Platz. Bei den Muppets ist so etwas normal. Und wird in diesem Film zudem sehr, sehr spaßig umgesetzt. Die Figur des Tex Richman wird von Chris Cooper gekonnt als Persiflage flacher Schurken angelegt und spart auch nicht mit Seitenhieben auf Disneys frühe Gehversuche, die Filztruppe aktuell zu machen. Hm, die Muppets aufkaufen und zynisch machen, kennen wir das nicht?

Platz 3: Jason Segel als Gary in Die Muppets (2011)
Hinter den Kulissen leistete der Nie wieder Sex mit der Ex-Frontmann einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Comeback der Muppets. Immerhin war er es, der Disney einen Kinofilm mit der Filzbande vorschlug und das Studio mit seinem Drehbuch überzeugte. Doch auch vor der Kamera überzeugt Segel. Sein Gary ist vielleicht nicht gerade eine handwerklich saubere Performance (dafür schimmert zu oft zu sehr durch, dass er sein Glück nicht fassen kann, an einem Muppet-Set zu sein), aber er ist ein sympathischer Hauptdarsteller, der das weniger muppetaffine Publikum an die Hand nimmt und mit einem ansteckenden Lächeln in eine Welt des Muppet-Fandaseins führt. Große Pluspunkte gibt es zudem dafür, wie natürlich er es spielt, einen Muppet als Bruder zu haben und dann natürlich für die furiose Gesangseinlage Man or Muppet.

Platz 2: Tim Curry als Long John Silver in Muppets – Die Schatzinsel (1996)
Der kultige Brite bezeichnet seinen Auftritt mit den Muppets als eine seiner liebsten Filmrollen. Und wer könnte es ihm verdenken? Wenn es zwischen dem raubeinigen Piraten Long John und dem jungen Jim Hawkins zu ruhigen Momenten kommt, spielt Curry einen glaubwürdigen Ersatz-Mentor. Wenn es aber darum geht, die machttrunkene, selbstverliebte und laute Seite des Seeräubers zu spielen, dreht Curry richtig auf. Nie war die Grenze zwischen Muppet-Schauspiel und menschlichen Co-Stars dünner als hier: Der Rocky Horror Picture Show-Star steht seinen Stoffkollegen in Sachen genüsslichem Overacting und Dynamik in Nichts nach und gibt einen der besten Disney-Realfilmschurken überhaupt ab!

Platz 1: Michael Caine als Ebenezer Scrooge in Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1992)
Wer sonst hätte auf dem ersten Rang landen sollen? Michael Caine passt sich mit lebhafter Mimik dem Muppet-Stil an, ohne aber seine Würde abzulegen oder auf die Dramatik dieser Rolle ausmachende, leisere Akzente zu verzichten. Der Christopher-Nolan-Dauerkollaborateuer spielt emotionaler und herzlicher als jeder andere Schauspieler, der bis dato auf der großen Leinwand neben Kermit und Co. agierte und dürfte zugleich für eine ganze Generation das Bild von Charles Dickens' Geizkragen geprägt haben. Schlicht meisterhaft!

90er Nostalgie bei Coopers Kaffee

$
0
0

Anlässlich Jan Böhmermanns 90er-Video setzt sich ein Gros der Coopers-Kaffee-Truppe zusammen, um über das Video und die 90er zu quasseln. Und natürlich wurde das ganze speziell für eure Nostalgiebelange ins Internet gestellt! Wer also Jan, Basti, Glenn und mich über vergangene Jahre reden hören will, ist hier und hiergenau richtig!

Viel Spaß beim Hören!

Die Top 5 Schattenseiten der disney'schen Muppet-Ära

$
0
0

Bei der Walt Disney Company kümmert man sich derzeit sehr liebevoll um Jim Hensons herzliche und extrem ulkige Filz- und Plüschtruppe. Zwei Kinofilme in weniger als drei Jahren, zahllose grandiose Fernsehauftritte, liebevoll gestaltete Social-Media-Präsenzen und es wird sogar nach Möglichkeiten gesucht, wie sich eine reguläre Live-Bühnenshow mit den Muppets am Broadway bewerkstelligen ließe. 

Aber es ist im Haus der Maus selbstredend nicht alles rosig für die Muppets. Bevor Muppets Most Wanted endlich in die deutschen Kinos gelangt (und dort hoffentlich sehr gut abschneidet), sei daher dem Drang zum Negativismus genüge getan. Hier sind sie, die (meiner Ansicht nach) ärgsten Schnitzer und einschneidendsten Ärgerlichkeiten, die Muppet-Liebhaber erdulden mussten, seit die Walt Disney Company 2004 die Muppets endgültig übernahm.

Platz 5: Diese Titel …
So toll der 2011 veröffentlichte Film Die Muppets und der in Deutschland bald startende Muppets Most Wanted sein mögen: Ein Blumentopf lässt sich mit deren Titeln nicht gewinnen. Gewiss, die Muppets waren noch nie berühmt für ihre kreativen Filmtitel: Der erste Muppet-Film heißt schließlich Muppet Movie und der zweite Film war aufwändiger, hatte eine Krimihandlung und hört auf den Namen Der große Muppet-Krimi. Aber einen Film über die Muppets Die Muppets zu nennen, das ist außerordentlich fragwürdig, erschwert dies Gespräche über die Muppets doch ungeheuerlich, muss man nun doch stets spezifizieren, ob man von den Figuren oder dem Film spricht. Darüber hinaus muss auch noch zwischen „dem Muppet-Film Die Muppets“ und „dem Muppet Movie“ getrennt werden … Alles recht albern! Der neue Muppet-Film hatte dann einen den Humor dieser Figuren treffenden und unterschwellig auch den Namen des vorhergegangenen Teils persiflierenden Arbeitstitel, der wahrlich zum Niederknien ist: The Muppets … Again!. Darauf muss man erst einmal kommen, und dann wird auch noch im Film grandios darauf eingegangen … Dumm nur, dass das Disney-Marketing herausfand, dass Muppets Most Wanted eine klarere Vorstellung davon vermittelt, wovon diese Produktion handelt – und somit diesen Titel durchdrückte. Dabei weckt der Arbeitstitel positive Reaktionen (ein Schmunzeln, Neugier, worum es denn gehen könnte …), während Muppets Most Wanted erst recht im Zusammenspiel mit den miesen Postern so wirkt, als hätte jemand ein abgewiesenes 90er-Jahre-Skript für einen Muppet-Videofilm mit kindischer Zielgruppe raus gekramt.

Und wenn wir schon bei der Betitelung sind: Muss das offizielle Muppet-Logo wirklich eine langweilige Standardschriftart mit einem M im Kermit-Look sein? Das sieht dröge aus und stellt zudem Kermit zu sehr in den Vordergrund!

Platz 4: Disneys Faulheit, wirklich alle Muppet-Projekte zu übernehmen
Als Disney den Comicgiganten Marvel schluckte, verloren Konzernchef Bob Iger und sein Team keine Zeit, die problematische Rechtslage rund um die Marvel-Lizenzen so weit wie nur möglich zu lichten. Die Filmrechte an einigen Figuren, wie etwa Spider-Man, konnten nicht zurückgewonnen werden, dafür klammern sich Sony und Fox einfach zu sehr an ihren einst mit Marvel abgeschlossenen Verträgen. Aber Disney ließ sich nicht lumpen und sicherte sich immerhin zunächst die bei Paramount liegenden Vertriebsrechte an Iron Man 3 und The Avengers, später folgte zudem ein Deal, der die Heimkinorechte der Paramount-Filme aus dem Marvel Cinematic Universe zum Maushaus brachte. Ein ähnliches Spiel bei Star Wars: Disney lotete aus, ab wann die Heimkinorechte der ersten sechs Teile der Saga nicht mehr bei Fox liegen müssen und wird sie ab dann verleihen. Und bei den Muppets? Die in Zusammenarbeit mit Sony finanzierten Filme Die Muppets erobern Manhattan und Muppets aus dem Allund diverse TV-Specials liegen weiterhin bei früheren Rechteinhabern, was Muppet-Komplettboxen nahezu unmöglich macht. Wenn es aber möglich ist, die Auswertungslizenzen für Marvel-Filme abzukaufen – kann es dann so schwer sein, wenigstens die wichtigsten ausstehenden Muppet-Produktionen abzuwerben? Geld genug hat Disney sicherlich. Wahrscheinlich glaubt bei Disney niemand daran, dass es sich rentieren würde – und das könnte korrekt sein. Umso mehr Respekt würde Disney von mir erhalten, wenn dennoch solch ein Deal anberaumt würde. Schlicht, damit die Muppet-Vita endlich in einer Hand wäre.

Platz 3: Die Muppets – Briefe an den Weihnachtsmann
Drei Jahre vor Die Muppetsund ein Jahr vor dem Internet-Überraschungserfolg Bohemian Rhapsody rutschten die Muppets ein letztes Mal noch bei der Suche nach ihrer zeitgemäßen, dennoch charaktergetreuen Stimme aus. War der Fernsehfilm Muppets – Der Zauberer von Oz zu sehr auf cool getrimmt, könnte dieser Fernsehfilm genauso gut auch ein Special der Sesamstraße sein – man müsste nur die Figuren und ein paar Dialogzeilen austauschen. Wobei es dann noch immer kein guter Vertreter der tollen Kindersendung mit Ernie und Bert wäre: Weichgespült, schleppend erzählt und mit langweiligen Liedern tat dieses Special den Muppets bei ihrem Streben nach popkultureller Relevanz wohl kaum einen Gefallen.

Platz 2: Wo bleiben die zwei abschließenden Staffelsets der Muppet Show?
Dies geht in eine ähnliche Richtung wie der vierte Eintrag, denn auch hier stößt Disney auf eine wirtschaftliche Hürde, die der Konzern nicht zu nehmen gewillt ist. Schon die erste Staffel der Muppet Show kam später als angekündigt auf den Markt, weil es mehr musikrechtliche Fragen zu klären gab als zunächst erwartet. Kurzerhand schnitten die Verantwortlichen einige besonders problematische Sequenzen heraus – was die Fans wenig überraschend erboste. In Deutschland dauerte es bis zur DVD-Veröffentlichung sogar noch länger, dafür wurden aber mehr Probleme gelöst, weshalb die hiesige DVD-Box mehr Material enthält als die US-amerikanische oder britische. Die Staffeln zwei und drei sind generell nahezu komplett. Und die zwei ausbleibenden Runden der kultigen Show? Laut Angaben des Disney-Konzerns stellen sich hier erneut kostspielige Lizenzfragen, die schwer zu verhandeln seien. Nun – ein Haufen Geld könnte diese gewiss klären und zumindest eine Fernsehauswertung gelingt ja. Also: Nur her mit den nächsten Staffelsets! Und was ist bitte mit Muppets Tonight?

Platz 1: Muppets – Der Zauberer von Oz

Mehr muss man ja nicht sagen, oder? Ein paar Gags sitzen, Quentin Tarantinos Gastauftritt rockt, doch alles in allem ist dieser Fernsehfilm ein kindisches, möchtegern-hippes Verbrechen an den liebenswerten Muppets. Ein wahres Grauen.

Entengeschnatter: Darren Aronofskys "The Wrestler"

$
0
0

Es wäre thematisch ja durchaus passend, würden sich Antje, Stephan, Stefan und Sidney im Podcast über The Wrestler die Köpfe einschlagen. Nun .... das passiert nicht! Dennoch kommt es zu angeregten Diskussionen rund um Darren Aronofskys bodenständigstes Werk. Und daher sei euch allen auch dieses Mal viel Spaß mit dem Entengeschnatter gewünscht!

Der größte Ohrwurm der musikalischen Disney-Geschichte kommt ins Kino

$
0
0

Leute, haltet eure Ohren fest, krallt euch eure höchstpersönliche Auswahl an Ohrwurm-Gegenmitteln und schraubt den Zuckergehalt in eurer Ernährung herunter, denn wenn es nach Disney geht, so könnten wir alle im Kino bald einen gewaltigen, eingängigen Zuckerschock erhalten:

Nach dem Tower of Terror, dem Country Bear Jamboree, der Haunted Mansion und natürlich dem Pirates of the Caribbean-Ride macht sich derzeit die nächste Disney-Attraktion bereit, als Realfilm auf Zuschauerfang zu gehen. Wie Deadline berichtet, heuerten die Disney Studios nahezu pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Fahrgeschäfts it's a small world Jon Turteltaub an, um die Regie bei einer Kinoadaption besagten Themenparkklassikers zu führen. Turteltaub ist mittlerweile so etwas wie eine wandelnde Disney-Legende aus zweiter Reihe: Obwohl er Filme wie Während du schliefst, Cool Runnings  und beide Vermächtnis-Teile drehte, wandelte sich der sympathische Auftragsfilmer nie zu einem namhaften Regisseur.

Ob sich dies mit einem Film, noch dazu einem Realfilm, auf Basis einer ruhigen Wasserbahn ändern lässt, die einen quer durch stilisierte Darstellungen zahlreicher Länder führt? Die Projektidee stammt von Jared Stern, der auch das Drehbuch verfassen wird und unter anderem an Bolt, Küss den Frosch und Ralph reicht's, aber auch an Mr. Poppers Pinguine und Prakti.com mitwirkte. Produziert wird der Film, über den sonst kaum etwas bekannt ist, von Turteltaub und The LEGO Movie-Produzent Dan Lin.

it's a small world inspirierte übrigens bereits eine Webserie, die für Sprachunterricht wirbt.

Entengeschnatter: Darren Aronofskys "Black Swan"

$
0
0

Stefan Turiak, Antje Wessels und ich setzen unsere Aronofsky-Retrospektive fort und nehmen Black Swan in Augenschein. Wie wichtig ist die so viel diskutierte Lesbensexszene, wie deuten wir das Ende des Films und ist Natalie Portman mit Abstand das wertvollste Element des Films? Hätte Mila Kunis mehr Lob für ihre Performance verdient?

Diese Fragen und viele mehr werden von uns behandelt ... und vielleicht auch beantwortet!

Hier geht's zum Podcast!

Entengeschnatter: Darren Aronofskys "Noah"

$
0
0

Unsere Darren-Aronofsky-Retrospektive nimmt ein Ende. Und, machen wir es nicht spannender als es ist: Dieses Ende ist kein frohgemutes. Denn der Monumentalfilm Noah kommt bei Antje, Stefan und Sidney nicht all zu gut weg. Aber welche Probleme haben die drei Aronofsky-Anhänger mit der losen Bibelverfilmung? Und was wusste zu gefallen?

Erfahrt es hier!

James Bond 007 – Sag niemals nie

$
0
0

Es gibt einen triftigen Grund, weshalb im Zusammenhang mit Bond-Produktionen stets die Rede von einer offiziellen Zählung ist. Dass betont werden muss, dass es sich bei Skyfall um den 23. "echten" Bond-Film handelt, liegt selbstredend nicht an den ersten beiden Casino Royale-Verfilmungen, schließlich ist eine davon ein TV-Streifen und die zweite eine Parodie. Nein, wenn ein Film für alle Ewigkeit die Nummerierung der Bond-Reihe zu einem verklausulierten Spielchen verdammte, dann ist dies Sag niemals nie, Sean Connerys kurzfristige Rückkehr in die Dienste des MI6, die 1983 in Konkurrenz zu Octopussy trat und sich (erfolglos) anschickte, ein alternatives Bond-Franchise aufzutun. Es ähnelt ein wenig der Konkurrenz, die die Marvel Studios heutzutage von anderen Studios erhält, die ebenfalls Rechte an Marvel-Figuren haben. Nur mit dem vehementen Unterschied, dass in beiden Reihen dieselbe Hauptfigur vorkommen sollte.

Auch wenn es letztlich nicht zu einem ewigen Wettstreit des Eon-Productions-Bond gegen den Kevin-McClory-Bond kam, so ist es bereits ein beachtliches Kuriosum der Filmgeschichte, dass es einmalig zu solch einem Duell kam. Grund dafür ist ein Rechtsstreit zwischen dem Produzenten Kevin McClory, Drehbuchautor Jack Whittingham und Bond-Schöpfer Ian Fleming. In den frühen 60ern erarbeitete das Trio ein Konzept für einen Bond-Kinofilm, welches sich jedoch als technisch zu anspruchsvoll erwies. Die immensen erwarteten Kosten führten somit zur Einstellung des Projekts. Fleming verwertete allerdings das Konzept (ohne Nennung seiner Partner) im Roman Thunderball. Es folgten zahllose rechtliche Schritte gegen Fleming, außerdem suchten die Produzenten der danach entstandenen, regulären Bond-Reihe nach Optionen, dennoch Thunderball zu verwirklichen. McClory betätigte sich somit als Produzent an Thunderball aka Feuerball, außerdem erhielt er die Genehmigung, nach mindestens zehn Jahren Wartezeit eine eigene Version des Films in die Kinos zu bringen. Dieses Vorhaben erwies sich jedoch sowohl aus lizenzrechtlichen Gründen als schwierig, als auch aufgrund der Gewissensbisse, die viele Kreative hatten, einen "inoffiziellen" Bond-Film anzupacken. Auch Eon geriet in der Zwischenzeit in eine lizenztechnische Grauzone und musste so den für den Thunderball-Roman erdachten Superschurken Blofeld aufgeben.

Die Querelen, welche die Vorproduktion von Sag niemals nie prägten, sind umfangreich und spannend, weshalb sie ein eigenes Buch füllen könnten. Wichtig ist jedenfalls: Schlussendlich konnte McClory niemand Geringeres als Sean Connery für die Hauptrolle verpflichten. Somit gewann der Wettstreit neue Schärfe: Der Ur-Bond gegen den nunmehr dritten Darsteller der Eon-Reihe, in Nebenrollen reihten sich an Connerys Seite unter anderem Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer ein und hinter der Kamera trumpfte Sag niemals nie zudem mit Das Imperium schlägt zurück-Regisseur Irvin Kerschner auf. Kurzum: Eigentlich hätte Sag niemals nie locker das Bond-Battle gewinnen müssen.

In der Umsetzung sah es jedoch anders aus. Die Story, eine Connerys Alter angemessene Aktualisierung des Feuerball-Plots, ist immerhin solide und kann sich auf dem Papier mühelos mit Octopussy messen: Bond muss nach einem gescheiterten Trainingseinsatz in ein Erholungssanatorium, um sich zu entschlacken und zu generieren. Dort beobachtet 007 allerdings einige mysteriöse Geschehnisse, die ihn auf die Spur SPECTREs bringen. Die diabolische Verbrecherorganisation plant, zwei Nuklearsprengköpfe in ihre Gewalt zu bringen und absurde Lösegeldsummen zu fordern. Widerwillig muss M Bond zurück in den Dienst versetzen, woraufhin er sich gemeinsam mit Domino Petachi, der Lebensgefährtin des SPECTRE-Mitglieds Maximilian Largo, an die Fährten der Verbrecher haftet ...

Dieses Story-Grundgerüst lädt zu spannenden Verfolgungsjagden, knackigen Verhören und eine weltumspannende Reise ein, außerdem ermöglicht es bei den Nebenfiguren Unklarheiten, auf welcher Seite sie stehen, was dem Agentenspaß wiederum zusätzliche Würze verleiht. Klar, es ist kein revolutionärer Plot, aber einer, der weniger forciert ist als der von Octopussy und trotz der nuklearen Bedrohung und dem üblichen, megalomanischen Erpressungsgedanken SPECTREs bodenständiger als das, was der Eon-Bond-Film mit seiner Amazoneninsel zu bieten hat. Hinzu kommen die technischen Fortschritte, die seit Feuerball  gemacht wurden, was bessere, dynamischere Actionszenen im Unterwasser-Klimax des Films erlaubt. Und ja, all diese Zutaten zünden auch in Sag niemals nie: Die Schauplätze sind ansprechend, die Gründe für die Weltreise nachvollziehbar, die Untwerwasserszenen sind technisch aufwändiger als in der Vorlage dieses 007-Einsatzes und Kim Basinger als Domino Petachi sowie Barbara Carrera als dubiose Fatima Blush geben durchaus kurzweilige Performances ab.

Und dennoch ist Sag niemals nie ein dröger Agentenfilm, der durchweg so wirkt, als sei er aus purem Trotz, ganz ohne eigene Ambitionen aus dem Boden gestampft worden. Da wären die einschläfernd lustlosen Darbietungen von Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer in den Schurkenrollen, die jedes Gefühl der Bedrohung im Keim ersticken, oder die steifen Szenen mit Q, M und Miss Moneypenny, die nichts vom Esprit der Originalreihe versprühen. Im Falle von Q sind diese Szenen sogar recht bitter inszeniert und haben einen entnervten Subtext: Q will diesen Job gar nicht wirklich haben. Was womöglich als Metareferenz geplant war oder einfach nur als "der erwachsene Gegenentwurf" zu den verspielten Eon-Szenen mit Q ist wegen des forcierten Skripts und der trägen Darstellung aber schlichtweg ein Bremsklotz in diesem über zwei Stunden langen Film.

Die schwächste Sequenz in Sag niemals nie aber zeigt Bond, wie er von Largo in einem Casion zu einer Partie "Domination" herausgefordert wird. Einem lächerlichen, komplizierten Hologramm-Videospiel, das von Kershner in zähen Bildern eingefangen wird. Keine Musik, nur nervige Game-Soundeffekte, bemühtes Schauspiel von Connery und keinerlei Spannungsbogen - auch völlig davon abgesehen, wie mies die Szene gealtert ist, ist sie albern, langweilig und peinlich. Nur einen Hauch besser ist das Intro zum Film, das mit einem nervigen, weichgespülten Titelsong daherkommt und Bond bei einem brutalen Einsatz zeigt, der sich dann aber als Trainingsmission entpuppt. Die innere Logik dieser Sequenz will sich nicht erschließen und ebenso wenig kommt bei der großen Bild/Ton-Schere ein echtes Bond-Feeling auf. Generell sind die Actionszenen enttäuschend und antiklimatisch. Abgesehen von einem halsbrecherischen Pferdestunt, der sogleich Tierschützer auf den Plan rief.

Am besten ist Sag niemals nie mit Abstand in den ersten 30 Minuten nach der Introsequenz. Mit viel Selbstironie wird hier die Figur des James Bond dekonstruiert (ohne zur Selbstpersiflage zu verkommen) und Sean Connery bekommt mehrere Steilvorlagen geliefert, mit rauem Charme zu begeistern. Danach plätschert diese Agentengeschichte jedoch lustlos vor sich her. Connery selbst gibt zwar eine bessere Figur ab als in seinem letzten EON-Film, als Gesamtwerk dagegen zählt Sag niemals nie zu Connerys magersten 007-Einsätzen.

Die Story geht weiter: Muppets Most Wanted

$
0
0

Es ist schon skurril: Die Walt Disney Company, die Heimat solch illustrer Figuren wie Micky Maus, Donald Duck, Goofy, Timon und Pumbaa oder Meerjungfrau Arielle, beherrscht es mittlerweile aus dem Effeff Actionfilme aus dem Hause Marvel Studios zu bewerben. Gleichzeitig hat der Mäusekonzern ausgerechnet mit den singenden, tanzenden und gute Laune verbreitenden Muppets seine Probleme. So gut die Kampagne rund um den 2011 gestarteten Film Die Muppets war, so durchwachsen kam das Marketing für den neuen Streifen Muppet Most Wanted an. Die regulären Trailer und Poster versagten, während liebevollere virale Aktionen und Werbespots gut aufgenommen wurden, und trotzdem daran scheiterten, den 2011 ausgelösten Hype zu wiederholen. Mit einem US-Startwochenende von 16,5 Millionen Dollar landete die verrückte Komödie dann auch sogleich klar hinter seinem Vorläufer, der an seinen ersten drei Tagen noch 29 Millionen Dollar generierte.

Somit sind die Muppets wieder dort, wo sie sich häufig in ihren Geschichten befinden – und wo sie sich für einen Großteil ihrer Karriere wiederfanden: Auf der Kippe; von Fans geliebt, aber nicht wirklich von berauschendem Erfolg gekrönt. Dabei hätten es die Underdogs rund um Kermit redlich verdient, mit Muppets Most Wanted ähnlich große Einnahmen zu erzielen wie mit ihrem Comeback-Streifen. Denn die wilde Verwechslungs- und Diebstahlskomödie ist wesentlich besser, als ihr Mainstream-Marketing vermuten lässt. Und ähnlich durchgeknallt wie die bissigenTV-Spots und Internet-Trailer zum Film. Nur deutlich zeitloser.

Die Story ist zugegebenermaßen so dünn wie das Marketing andeutet: Die Muppets gehen auf Welttournee, wobei Kermit Opfer eines schurkischen Plans und durch einen bösen Doppelgänger namens Constantine ersetzt wird. Dieser nutzt seine Tarnung als Frontfrosch der Muppet-Truppe, um gemeinsam mit seinem Handlanger Dominic Bösewicht (Ricky Gervais) mehrere Raubzüge durchführen zu können. Während Constantine sowie Dominic immer mehr Diebesgut anhäufen und die Muppets ohne Kermits kompetente Führung eine miese Show nach der anderen abliefern, versucht Kermit, sich in einem russischen Gefängnis durchzuschlagen. Dessen Oberaufseherin Nadya (Tina Fey) hat jedoch Besonderes mit dem Frosch vor ... Unterdessen heften sich CIA-Agent Sam, der Adler und Interpol-Inspektor Jean-Pierre Napoleon (Ty Burrell) an die Fersen der ihnen verdächtig vorkommenden Muppets ...

Zu harsche Kritik hat sich diese ausgelutscht klingende Geschichte wohlgemerkt nicht verdient. Denn im Gegensatz zu dem, was das Marketing suggeriert, halten Autor/Regisseur James Bobin und Autor Nicholas Stoller diesen Plot nicht ernsthaft für frisches, gutes Comedy-Material. All diese generisch aussehenden Poster mit Kermit, seinen Muppet-Freunden, ihren menschlichen Co-Stars und Constantine, die auszustrahlen scheinen "Wow, schaut nur, ist das nicht verrückt? ZWEI KERMITS!" treffen nicht im Ansatz die Mentalität von Muppets Most Wanted. Das Gegenteil ist eher der Fall. Denn regelmäßige Signale in Richtung Publikum machen im Laufe der höchst unterhaltsamen 107 Minuten unmissverständlich klar: Vermeintliche Drehbuchschwächen, von klischeehaften Rollen hin zu vorhersehbaren Wendungen, sind ganz und gar beabsichtigt und zu parodistischen Zwecken da. Wenn sie nicht als ideales Sprungbrett für clevere Muppet-Sketche und gepfefferten Wortwitz dienen. Oder für all dies zugleich.

Es mag seltsam sein, im Jahre 2014 einen Film in die Kinos zu entlassen, dessen Witz zu gewissem Teil darauf fußt, Kriminalkomödien der 60er und 70er auf die Schippe zu nehmen, Produktionen wie die Der rosarote Panther-Reihe oder auch Wie klaut man eine Million? und Charade. Allerdings gehören solche nostalgischen Referenzen seit jeher zur DNA der Muppets. Die Muppet Show war als Vaudeville-Sendung schon in den 70ern ein Stück weit altmodisch und Der große Muppet-Krimi spielte 1981 auf Filme wie Parade im Rampenlicht von 1933, Holiday – Die Schwester der Braut von 1938 oder Royal Wedding von 1951 an. Und Muppets aus dem All setzte 1999 auf einen Soundtrack voller 70er-Klassiker. Dies sind kleine Bonmonts für die Filmliebhaber im Publikum und cineastische Appetitanreger für die lieben Kleinen. Sofern sie die parodistischen Elemente nicht eh schon als solche erkennen, weil sie die ausgedienten Tropen aus Kinderserien kennen und bemerken, dass die Muppets etwas verspielter und ironischer mit ihnen umgehen. Egal, ob Constantine die schlechteste Kermit-Imitation der Kinogeschichte verbricht und ihm dennoch niemand auf die Schliche kommt, sein Handlanger sogar ein namentlich verbriefter Schurke ist und die Muppets gutgläubig seine fadenscheinigen Ausflüchte schlucken oder die Muppets direkt kommentieren, wie unwahrscheinlich es aus dramaturgischen Gründen ist, dass Walter seine Drohung wahr macht, die Gruppe für immer zu verlassen: Das Gesamtwerk Muppets Most Wanted lässt keine Gelegenheit aus, sich über seinen abgedroschenen Charakter und seine Lächerlichkeit lustig zu machen.

Generell schlägt die 50-Millionen-Dollar-Produktion einen anderen Weg ein als noch Die Muppets. Retro-Referenzen und Selbstironie gehören zwar zu jedem Muppet-Film dazu, doch die Häufigkeit und Intensität dieser Späße kann enorm variieren. Auf der einen Hand gibt es die etwas stärker charakterbasierten, herzlichen Muppet-Filme. Dies wären der liebliche Muppet Movie, der zwischendurch rührselige Die Muppets erobern Manhattan, der herzliche Evergreen Die Muppets-Weihnachtsgeschichte und halt auch Die Muppets, der auf emotional äußerst erstaunliche Weise einen ganzen Packen an Realitätssubtext nimmt, um aus einer altmodischen "Wir bringen die Gang wieder zusammen"-Story einen nicht nur unverschämt humorvollen, sondern auch ergreifenden Streifen zu machen. Auf der anderen Seite gibt es mit den anarchischeren Produktionen Der große Muppet-Krimi und Muppets  Die Schatzinsel sowie dem kindlich-naiven Muppets aus dem All ebenso Muppet-Werke, die ihren Schwerpunkt darauf legen, das Zwerchfell zu attackieren. Trotz treffender Beobachtungen, wie wichtig Kermit für die Muppets ist und der damit einhergehenden Aussage, dass Freundeskreise schwer auf einzelne Mitglieder verzichten können, zählt Muppets Most Wanted zweifelsfrei zur letztgenannten Kategorie. Wann immer Die Muppets seinen Pseudoplot so dreht, dass er den geneigten Muppet-Freund zum Schluchzen bringt, haut Muppets Most Wanted viel lieber einen Seitenhieb auf den Muppet-Mythos oder Hollywood raus. Oder eine kreative Verrücktheit.

Nichts beschreibt den Stil und Humor von Muppets Most Wanted besser als der Eröffnungssong We're Doing a Sequel (in der deutschen Fassung: Die Story geht weiter): Nach dem Ende von Die Muppets soll es mit den filzigen Chaoten weitergehen, doch einen wirklichen Plan haben sie nicht. Also bedanken sie sich in musikalischer Form beim Publikum dafür, dass es mit ihnen wider Erwarten noch nicht aus und vorbei ist – und greifen fast schon im gleichen Atemzug die Hollywoodmaschinerie für ihre Ideenlosigkeit an und sparen zudem nicht an Anspielungen auf Disneys Franchisedenken. Nicht, dass die Muppets besser wären als die Fließbandtraumfabrik: Auf der äußerst hastigen Suche nach einem Plot für den nächsten Muppet-Film weist Kermit nicht nur völlig absurde Vorschläge, sondern obendrein alles ab, was zu ambitioniert oder zu anspruchsvoll ist. Die durchwachsene Idee eines Kinofilms über eine Muppet-Tournee wird dann aber freudvoll genehmigt und so stricken Gonzo, Walter, Miss Piggy und Konsorten mit der heißen Nadel eine bildgewaltige, wenngleich sinnbefreite, Eröffnungsnummer zusammen. Inklusive Hintergrundtänzerinnen, die sich frei an den Choreographien Busby Berkeleys bedienen. Denn ... warum nicht?!

Anders gesagt: Die Muppets (beziehungsweise die Autoren James Bobin & Nicholas Stoller) durchschauen das Hollywood-System sowie filmische Klischees und nehmen kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum geht, sie ebenso liebevoll wie auch mit Biss zu persiflieren. Gleichermaßen wissen Bobin und Stoller, was die Muppets als Figurenansammlung ausmacht: Sie sind nicht die hellsten, fähigsten und organisiertesten Showmenschen, -tiere und -wasauchimmers der Welt. Man schaue sich nur Fozzie Bär an: Er erzählt ungeheuerlich miese Witze. Seine Persönlichkeit ist es, die ihn dennoch liebenswert macht, und durch das einst von Jim Henson erschaffene, seither zumeist gut aufrecht erhaltene, Drumherum bringt Fozzie das Publikum trotzdem zum Lachen. Und so funktionieren Kermit und Gefolgschaft generell: Sie wissen, wie schlecht Fortsetzungen sein können, wie wichtig finanzieller Erfolg für Studios ist und dass die Muppets aufgrund magerer Einnahmen oder Quoten schon mehrmals kurz vor der Zwangsrente standen. Und dennoch geben sie sich im Intro zu Muppets Most Wanted mit einem lahmen Plot zufrieden und bekommen nur einen kuriosen Titelvorschlag sowie zusammenhanglose Tanzeinlagen in kitschig-altmodischen Klamotten zustande.

Auf einer ähnlichen Ebene funktioniert auch die neue Figur des osteuropäischen Meisterverbrechers und Kermit-Doppelgängers Constantine. Zum Glück! Was auf dem Papier und in frühen Clips nämlich drohte, die schlechteste Muppet-Figur des Kino-Kanons zu werden, entpuppt sich daher als wahrer Geniestreich. Constantine sorgt für zahlreiche große Lacher und bereichert das riesige Muppet-Figurenarsenal mit jeder einzelnen Sekunde, die er auf der Leinwand zu sehen ist. Ja, er hat einen albernen Akzent. Aber einen verboten lustigen albernen Akzent (den Ricky Gervais mit wohlwissenden Blicken gen Kamera kommentiert). Ja, sein diabolischer Plan ist bescheuert. Doch Regisseur James Bobin trennt klar zwischen werkimmanenter Ebene (Kermit ist eine glaubwürdige Bedrohung für die verpeilten Muppets, karrieretechnisch wie persönlich) und der Metaebene (selbst junge Zuschauer werden keine Angst vor ihm haben, und eben diesen Mangel melkt Bobin mit einer Masse an Pointen und inszenatorischen Kniffen). So funktioniert Constantine als wandelndes Gagfeuerwerk, ohne den Plot des Films durch seine mangelnde, furchteinflößende Aura zum Stillstand zu bringen. Er ist, was witzige Fieslinge angeht, somit eher mit Hades aus dem Disney-Meisterwerk Hercules als mit Alameda Slim aus Die Kühe sind los! zu vergleichen. Hilfreich ist obendrein, dass Constantine Kermit zwar sehr ähnlich sieht und auch seine Position bei der Organisation der Muppet-Tournee einnimmt, allerdings entgegen des üblichen Doppelgänger-Klischees keine strikte "Negativkopie" des populären Frosches darstellt. Mit seinen schmierigen Romantikvorstellungen, seiner Verbissenheit, seiner Vorliebe für Sprengkörper sowie seiner Ignoranz für alles und jeden hat er einen ganz eigenen Charakter, den Muppet-Performer Matt Vogel mit spürbarer Begeisterung ausfüllt. Diese ansteckende Lebhaftigkeit, die er auch bei den zahllosen Presseauftritten des fiesen Frosches zeigte, lässt hoffen, dass Constantine ein wiederkehrendes Mitglied der Muppet-Gang wird.

Wenn Constantine denn die böse Entsprechung einer bereits etablierten Muppet-Figur ist, dann eher von Walter, dem in Die Muppets eingeführten Superfan. Denn während Walter alles repräsentiert, was einen guten Muppet-Freak ausmacht, so steht Constantine für den unfähigen Muppet-Gelegenheitszuschauer: Er verwechselt Die Muppet Show mit der Sesamstraße, kann sich keinen der Muppet-Namen merken und begeht bei seiner Kermit-Nachmache einen Fehler nach dem anderen.

Gemeinsam mit Constantine und den Momenten, in denen mit dem Vorschlaghammer die Grenze zwischen Fiktion und filmischer Realität eingerissen wird, sind es die Songs aus der Feder von Bret McKenzie, die für die saftigsten Lacher sorgen. Neben We're Doing a Sequel setzt sich insbesondere I'll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu) (deutscher Songtitel: Ich geb' dir was du willst) im Gehörgang fest, eine möchtegernromantische Disconummer voller haarsträubender Reime. Freunde zungenbrecherischer Wortspiele und pointierter Muppet-Charaktermomente werden dafür im Interrogation Song (respektive Befragungs-Lied) fündig, außerdem darf Tina Fey eine höchst ironische Lobeshymne auf den Gulag schmettern. Hinzu kommen noch ein gut choreographiertes, die Figuren charakterisierendes, aber etwas langgezogenes Schurkenduett zwischen Constantine und Dominic sowie Miss Piggys große, das Finale einleitende Powerballade, die gleichermaßen Parodie dieses Musikgenres ist wie auch liebevoll gemeinter Ausdruck von Piggys Innenleben. Und zu guter Letzt gibt es noch einige Coversongs zu hören, zumeist kurz, oft absichtlich mies und stets amüsant.

Dass nach so vielen Absätzen bislang kaum ein Wort über Gervais, Fey und Burrell gefallen ist, kommt übrigens nicht von ungefähr: Sie alle machen zwar einen sehr guten Job, spielen aber wie schon die menschlichen Darsteller in Muppet Movie oder Der große Muppet-Krimi eine rein unterstützende Rolle, während Jason Segel und Amy Adams in Die Muppets oder Michael Caine in Die Muppets-Weihnachtsgeschichte stärker im Mittelpunkt standen. Dennoch ist die Leistung der drei Muppets Most Wanted-Co-Stars nicht zu verachten. Sie alle sind hauptsächlich gemeinsam mit einem einzelnen Muppet zu sehen, mit diesem entwickeln sie aber eine tolle Leinwanddynamik, darüber hinaus bringen sie ihre Songs sehr gut rüber und wissen genau, wie sie ihre bewusst stereotypen Figuren mit Esprit zum augenzwinkernden Leben erwecken.


Während die Stärken von Muppets Most Wanted mannigfaltig sind, sind die Schwächen schnell abgehandelt: Der Subplot um Jean-Pierre Napoleon und Sam droht kurz vorm Finale, zu intensiv von Bobin und Stoller ausgeschröpft zu werden. Jedoch werden die Gags um den faulen Interpol-Agenten, kurz bevor sie wirklich ermüden könnten, weniger. Manche der Cameos sind nicht wirklich witzig oder originell, sondern einfach nur da (insgesamt sind sie jedoch sehr gut und übertrumpfen den Vorläufer Die Muppets). Und wenn Muppets Most Wanted dann doch mal herzlich sein will, geht dies zwar ausreichend auf, kommt aber zu plötzlich, um wirklich nachzuhallen. Dieses Problem teilt Bobins zweite Kino-Regiearbeit allerdings mit allen mehr auf den Humor achtenden Muppet-Filmen (während die charaktergesteuerten Muppet-Filme ein Abonnement auf andere Schwächen haben). Diese Nachteile sind dank der Energie, der umwerfenden Pointen und der verspielten Atmosphäre dieser weitestgehend sehr behände inszenierten Produktion aber leicht verziehen. Ganz im Gegensatz zum im Finale vorkommenden, mehrere zuvor im Film gezeigte Figuren vereinenden, miesen Greenscreen-Effekt, der so offensichtlich ist, dass es fast schon weh tut. Wie Bobin, der sonst ein gutes Auge für ansprechende Ästhetiken hat, dies durchgehen lassen konnte, ist unerklärlich.

Dennoch: Muppets Most Wanted ist ein Volltreffer und dürfte nicht nur Muppet-Fans begeistern, sondern der spaßigsten Vaudevilletruppe der Film- und Fernsehgeschichte auch viele neue Anhänger bescheren. Ist dies der beste Muppet-Film aller Zeiten? Nicht unbedingt. Dafür kann sich diese losgelöste Komödie mit anderen Superlativen brüsten: Noch nie war ein Muppet-Film gewitzter, fescher und auf gesunde Weise überdrehter.

In diesem Sinne: Lasst die Puppen tanzen! Und macht auf der Bühne Licht! Bis die Leinwandrealität wackelt und zusammenbricht!

Der mit der Laserkatze kämpft: Disney gibt "Star Wars: Episode VII"-Cast bekannt, Oscar Isaac mischt mit

$
0
0

Eben war er noch künstlerisch integer und vom Pech verfolgt, nun tauscht er seine Katze gegen einen Eintrittskarte ins Star Wars-Universum ein: Inside Llewyn Davis-Hauptdarsteller Oscar Isaac wird eine Rolle in Star Wars: Episode VII spielen. Und nein, dies ist kein Gerücht. Kein inoffizielles Gemunkel. Es ist Fakt. Denn Lucasfilm, Disney und J. J. Abrams haben ihr Schweigen gebrochen und das Ensemble der 2015 anstehenden Fortsetzung bekannt gegeben.

Neben Isaac und den nahe liegenden, alten Bekannten Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Anthony Daniels, Peter Mayhew und Kenny Baker sind zudem folgende Schauspieler dabei:

John Boyega: Teil des Attack the Block-Ensembles, sonst primär in kleinen TV-Rollen zu sehen

Adam Driver: Spielte neben Isaac in Inside Llewyn Davis, war zudem in Lincoln und Frances Ha zu sehen

Andy Serkis: die Motion-Capturing-Legende, die unter anderem Gollum verkörperte

Domhnall Gleeson: Hauptdarsteller von Alles eine Frage der Zeit

und Leinwandveteran Max von Sydow.

Als einzige neue Dame ist außerdem Daisy Ridley mit an Bord. Die Newcomerin war die weibliche Hauptdarstellerin des Sci-Fi-Kurzfilms Blue Season, der im Rahmen einer Talentsuche entstand.

May the 4th Be With You - Muppet-Style!

$
0
0
Dank der Star Wars-Kinoevents, die in zahlreichen Lichtspielhäusern stattfanden, habe ich dieses Wochenende wieder die volle Dosis der Macht erhalten. Wie wohl auch zahlreiche andere Filmfreunde, denn die Triple Features liefen ziemlich gut.

Um das Star Wars-Wochenende abzurunden, möchte ich euch an dieser Stelle aber noch ein kleines Schmankerl zeigen. Eine runde halbe Stunde Vergnügen, in der zwei Welten aufeinanderprallen, die damals, als diese TV-Sendung entstand, nichts miteinander zu tun hatten ... die nun aber beide Disney als ihre Heimat nennen. Hier ist sie, die prophetische Episode der Muppet Show mit den Star Wars-Helden. Man achte ganz besonders auf die Schlussnummer:


(gefunden beim YouTube-Kanal von Steinkauzeule)

Ana Johnsson, Vanilla Ninja und Co.: Die verschwundenen Musikstars der frühen 2000er

$
0
0

Zeit für eine frische Tasse Coopers Kaffee: Dieses Mal diskutieren Manuel Nunez Sanchez, Glenn Riedmeier und meiner einer über Musikerinnen und Musiker, die in den frühen 2000ern eine ganz große Nummer waren, mittlerweile aber von der Bildfläche verschwunden sind. Hat sich der Massengeschmack verändert? Haben sie aufgegeben? Oder hat sich ihre Musik zum Schwächeren entwickelt?

Ob Ana Johnsson, Nelly Furtado, Vanilla Ninja oder die Bloodhound Gang: Wen vermissen wir und wer kann uns gestohlen bleiben?

Mehr dazu hier!

Eurovision 2014: Meine Favoriten und Flops

$
0
0

Wenn ich dieses Jahr schon nicht die Zeit und Muse habe, hier im Blog sämtliche Eurovision-Songs zu besprechen, so will ich hier wenigstens meine zehn Lieblingsstücke aus dem europäischen Liederwettbewerb 2014 vorstellen. Und da kein Artikel zum Thema Eurovision Song Contest vollständig ist, wenn nicht auch gelästert wird, reiche ich natürlich auch meine 5 Flops des ESC-Jahres nach.

Viel Spaß beim (erneuten?) Anhören und natürlich auch bei der großen Show am Samstagabend!

Platz 1: Twin Twin - Moustache (Frankreich)

Eine sehr ironisch dargebotene Retro-Eurodance-Nummer mit diesem einmaligen Flair der französischen Elektropopszene. Alle Jubeljahre kommt aus dieser Richtung etwas, das mir so richtig Spaß macht, und dieses Mal ist es wieder so weit. ESC-Irrsinn, der weiß, was er darstellt.

Platz 2: The Common Linnets - Calm After The Storm (Niederlande)

Inside Llewyn Davis lässt grüßen: Wunderschöne Melodie, fantastische Stimmen, packende Atmosphäre.

Platz 3: Softengine - Something Better (Finnland)

Meine obligatorische E-Gitarren-Nummer für das Jahr.

Platz 4: Firelight - Coming Home (Malta)

ESC-Folklore-Country-Pop mit guten Stimmen.

Platz 5: Can-Linn (feat. Kasey Smith) - Heartbeat (Irland)

Richtig runder Pop aus der heimlichen Heimat des ESC. Leider nicht im Finale, aber was juckt mich das bei meiner Rangliste?

Platz 6: Tijana Dapčević - To The Sky (Mazedonien)

Der Anfang hat kleine Schwierigkeiten, danach legt die Nummer drei Gänge zu.

Platz 7: Pollapönk - No Prejudice (Island)

Könnte auch aus einer Disney-High-School-Komödie der 90er stammen. Und das meine ICH als Kompliment!

Platz 8: Basim - Cliché Love Song (Dänemark)

Schöne Selbstironie, eingängige Melodie.

Platz 9: Mariya Yaremchuk - Tick - Tock (Ukraine)

Eine waschechte ESC-Osteuropa-Pop-Nummer. Davon gibt es miese und gute. In diesem Fall ist das seelenlos-unterhaltsame Paket einfach zu gut produziert, dass es mir keine Laune machen würde.

Platz 10: Kállay-Saunders - Running (Ungarn)

Der erste Refrain ist mir musikalisch zu aufgedreht und gesanglich zu halbseiden, ansonsten aber eine gut vorgetragene (etwas zu sehr nach Aufmerksamkeit gierende), mitreißende Nummer.

Und hier meine Flops:

Platz 5: Dilara Kazimova - Start A Fire (Aserbaidschan)

Eine sterbenslangweilige, unauthentisch wirkende, dröge Nummer ohne Höhepunkte.

Platz 4: Vilija Matačiūnaitė - Attention (Litauen)

Schräg gesungen.

Platz 3: Suzy - Quero Ser Tua (Portugal)
Passiert in den drei Minuten etwas? Gesanglich gesehen?

Platz 2: Hersi - One Night's Anger (Albanien)
Geknödelter Gesang, drei Minuten lang. Lahme Melodie, keinerlei Spannung drin.

Platz 1: Freaky Fortune feat. Risky Kidd - Rise up (Griechenland)

Aus meinem liebsten ESC-Land kommt dieses Jahr eine richtig grausige, dahingeklatschte Dancenummer ohne Charakter und musikalischen Catcher. Rein in den Gehörgang, dort nerven, raus aus dem Gehörgang.

Eurovision 2014: Meine Nachbetrachtung

$
0
0

Die große Eurovisionsnacht. Viele meiner Favoriten gingen über die Jahre hinweg beim Finale des Eurovision Song Contests zugrunde. So auch dieses Jahr: Fand ich die Studioaufnahme des französischen Beitrags Moustache ungeheuerlich spaßig und sah in der verrückten, launigen Nummer großes Sommerhit-Potential, haben die chaotischen Jungs ihr Lied live vollkommen zerstört. Disharmonisch, schräg und nervig. Hätte ich der Studioversion einen Sieg gegönnt, hat die Liveversion den letzten Platz mehr als verdient.

Bekanntlich gewann stattdessen Conchita Wurst und bescherte Österreich somit seinen zweiten ESC-Sieg. Live fand ich die Ballade Rise like a Phoenix stärker als in der Musikvideo- oder CD-Version, weil auf der Bühne nochmal deutlich wurde, wie technisch perfekt und sauber Conchita singt. Meine Nummer eins des Abends war Österreich dennoch nicht. Ich bin in Sachen Balladen ja ein recht schwieriger Kandidat, und auch wenn Rise like a Phoenix wie der Entwurf eines kräftigen James-Bond-Titelsongs klingt, so fehlt der Komposition meiner Meinung nach die letzte Würze, ein Schuss mehr gefühlte Emotion unter dem handwerklich perfekten Gesang und ein etwas gewaltigeres Finale. Ein stärkerer Tempowechsel womöglich.

Das soll aber nicht heißen, dass ich Conchita Wurst den Sieg nicht gönne, da ich ja einerseits erkenne, wie makellos die gesangliche Darbietung war. Und zweitens ist dieses Abstimmungsergebnis ein gutes Zeichen für die Offenheit Europas (oder zumindest der ESC-Zuschauer). Auch wenn ja schon 1998 ein transsexueller Interpret gewann, weshalb der Sieg eines seriös auftretenden Travestie-Acts (im Gegensatz zu den gelegentlich auftauchenden schrillen Travestie-Nummern beim Eurovision Song Contest) zwar eine erfreuliche Sache ist, aber nicht die Revolution, zu der sie in den Medien aktuell gemacht wird.

Unchic fand ich derweil, wie das Saalpublikum sowohl den russischen Act ausbuhte als auch jedes Mal unruhig wurde, wenn die Zwillinge Punkte erhielten. Dass Russland sich aktuell keiner großen Beliebtheit erfreut, ist nicht verwunderlich, dennoch finde ich, dass zwischen Künstlern und Ländern getrennt werden sollte. Was können die zwei Blondinen schon für Putins Politik?

Nächstes Jahr dürfen wir dann also mit einem ESC aus Wien rechnen. Und bis dahin fängt sicher wieder die Diskussion über Deutschlands Stand beim Wettbewerb an. Diese blieb ja Sonntag und Montag unerwarteterweise trotz einer schlechten Platzierung aus ...

The Sound of Hollywood: Worlds of Adventure

$
0
0

Am Donnerstag, dem 8. Mai 2014, startete in Hamburg die erste The Sound of Hollywood-Tournee, in deren Rahmen das City of Prague Philharmonic Orchestra quer durch deutsche Lande tourt und denkwürdige Musikstücke aus berühmten Filmen zum Besten gibt. Das Orchester dürfte musikversessenen Filmliebhabern einerseits bekannt dafür sein, unter anderem die Originalmusik zu Filmen wie Alexander oder Pans Labyrintheingespielt zu haben, und andererseits für seine Sampleralben ikonischer Filmstücke.

Während filmreihenspezifische Best-of-Alben wie Music from the Pirates of the Caribbean Trilogy aufgrund manch unambitionierter Neuarrangements und einer nicht wirklich satten Tonabmischung eher dürftige Kritiken ergatterten, sind solche Tributalben wieThe Music of James Horner und Film Music of Hans Zimmer, in denen das Orchester einen Querschnitt des Gesamtwerkes großer Filmkomponisten liefert, mit hörbar mehr Liebe gemacht. Umso gespannter war ich, als ich dank einer erfolgreichen Gewinnspielteilnahme den Premierentermin besuchen durfte: Zeigt sich das City of Prague Philharmonic Orchestra von seiner besten Seite und nimmt das Publikum mit auf eine beeindruckende Reise durch faszinierende Klangwelten? Oder wird der ganze Abend wie die leider sehr rasch runterproduziert wirkenden Pirates of the Caribbean-Alben aus der Stadt an der Moldau klingen?

Eine erste Antwort auf meine Fragen erfolgte rasch: Im sehr gut gefüllten Saal 1 des CCH im an diesem Abend vollkommen verregneten Hamburg wurden die anwesenden Musikfreunde und Filmliebhaber zu Beginn des Konzerts mit einer perfekten Darbietung des verspielten Hans-Zimmer-Stücks Up is Down aus Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt begrüßt. Unter der Leitung des britischen Dirigenten Nic Raine verwandelten die Musiker das kurze, dramatische Passagen sowie romantische Schnörkel in ein kraftvoll-spaßiges Gesamtstück verpackende Nummer in den idealen Startschuss für einen Abend voller Abenteuerlust weckender Filmmelodien. Direkt danach füllte sich die hinter dem Orchester prangende Leinwand mit der Zeichnung einer Großstadtkulisse, die sich in Bewegtbilder aus dem Gangsterfilm-Klassiker The Untouchables – Die Unbestechlichen verwandelte. Mit Flair wurden diese Bilder vom Hauptthema dieser Brian-de-Palma-Inszenierung untermalt, wobei die Musiker vor allem den heroischen Unterton von Ennio Morricones Komposition betonten, und weniger die selbstbewussten Megalomanie des Stücks.

Daraufhin betrat der Moderator des Konzerts die Bühne, und zwar niemand geringeres als „unser Mann für Hollywood“, der Oscar-Reporter und Schlag den Raab-Präsentator Steven Gätjen. Und schnell wurde deutlich: Gätjen ist die perfekte Wahl für den Moderatoren-Posten einer prunkvollen Filmmusik-Tournee. Der Kinofan verfügt über ein immenses Filmwissen, dass er sehr unterhaltsam von sich geben kann und somit das informierte und das wissbegierige Publikum ebenso abzuholen weiß wie den hauptsächlich den Unterhaltungsfaktor eines solchen Abends erwartenden Zuschauer.

Mühelos und mit ansteckendem Engagement vermischte Gätjen im Laufe des Abends bei der Einleitung der kommenden Musikstücke Hintergrundwissen, Analysen und lustige Anekdoten. Unter anderem wies Gätjen daraufhin, wie die Sanftheit von Alan Silvestris Forrest Gump-Musik die Zuschauererwartung betreffs der Titelfigur beeinflusst. Er analysierte zudem Hans Zimmers komplexe Inception-Komposition und ging dabei sowohl auf die Einsätze schwerer Bässe als auch auf die verschiedenen Tempowechsel ein, sowie auf den Kreisschluss, den der Score im Gesamtfilm absolviert. All dies formulierte Gätjen in gewählten, gleichwohl leicht verständlichen Worten, so dass der Hollywood-Experte nie über das Gesamtpublikum hinweg sprach und dennoch dem Gewicht seiner angeschnittenen Themen gerecht wurde. Darüber hinaus plauderte Gätjen aus dem Nähkästchen und verriet, wie voreingenommen er zu seinem ersten Interviewtermin mit Tom Hanks reiste, nur um dort von einer Seele von einem Menschen begrüßt zu werden oder wie schwer Hans Zimmer zu verstehen ist, wann immer er sich dran zu gewöhnen versucht, mal wieder Deutsch zu reden:„Das klingt dann so: 'Well hällo Stivn, ai laik wrtzenuetzuwoooiuu' Und ich sag dann immer nur: 'Ja, ja, Hans, ist schon gut. Trink erst einmal 'nen Tee!“

Gätjen musste zudem im Laufe des Abends wieder einmal beweisen, dass er nicht zuletzt dank der XL-Liveshow Schlag den Raab pannenerprobt ist. Da der Projektor zwischenzeitlich ausfiel, ging der Wahlhamburger liebenswürdig darauf ein, wie schwierig so ein Tourauftakt doch sein kann. Und machte dabei selber einen sehr charismatischen Fehler: „Sie kennen das sicher alle, das mit der lieben Technik. Etwa, wenn die Kaffeemaschine immer dann Kaffee macht, wenn Sie eigentlich gar keinen wollen …“ Meine Begleitung und ich sind seit diesem Abend fest davon überzeugt, dass Steven Gätjens Küche regelmäßig in einer Flut frisch gebrühten Kaffees untergeht. Armer Stevie …

Von diesem sympathischen Wortverdreher abgesehen zeigte sich Gätjen aber stets ebenso kompetent wie menschlich, ließ blicken, wenn er die Produktion, aus der eines der während des Konzerts aufgeführten Stücke stammt, weniger mochte oder wann er der Ansicht wahr, dass manche Filme vom Saalpublikum nicht genügend Ehrenapplaus bekamen. So empfahl er den Zuschauern Michael Manns Insider (den Gätjen in der Gladiator-Ankündigung erwähnte), während er sich offen als Pearl Harbor-Gegner zu erkennen gab, bevor das City of Prague Philharmonic Orchestra die dem Film überlegene Musik spielte. Doch egal, ob Gätjen einen Film mochte oder nicht: Stets zeigte den präsentierten Musikstücken gegenüber größten Respekt. Ebenso zollte er den nicht unerheblichen, aber gern übersehenen filmhistorischen Leistungen des Dirigenten Nic Raine Tribut.

Raine arrangierte zum Beispiel die Musik zum letzten Roger-Moore- und zum ersten Timothy-Dalton-Bondfilm und orchestrierte den von Vangelis komponierten Alexander-Score. Raine ließ es sich auch nicht nehmen, mit britisch-trockenem Witz auf Gätjens Anmoderationen einzugehen, womit er fast zu einer Art Sidekick für Gätjens Präsentatorenrolle wurde – etwa, wenn er Gätjens Aussprache von Daniel Craigs Nachnamen kritisierte oder Hans Zimmers Überpräsenz in der zweiten Hälfte des Konzerts kommentierte.

Die Musikauswahl geriet, trotz einer Konzentration auf einige, wenige, dafür umso einflussreichere Komponisten, sehr abwechslungsreich, ohne dabei an Harmonie einzubüßen. Nach Gätjens ersten Auftritt spielte das Prager Symphonieorchester zunächst ein fideles Medley aus den wichtigsten Indiana Jones-Motiven, im Anschluss brachte eine dezent umarrangierte Version der Jurassic Park-Abspannsuite den Saal zum Schwelgen – schließlich liegt der Fokus dieser Komposition auf dem idealistischen Entdeckergedanken hinter dem Dinopark. Erst gegen Schluss des Jurassic Park-Parts wurde es mit einer prägnanten Wiedergabe der Begleitmusik zu den T-Rex-Auftritten etwas wilder und düsterer. Umso optimistischer erklang danach ein E.T.-Medley, das dann Platz für Alan Silvestris Zurück in die Zukunft-Musik machte. Gespielt wurde eine Zusammenstellung der energetischsten Passagen, um Marty McFlys jugendlichen Abenteuerdrang und auch Leichtsinn zu betonen. Ein gelungener Rausschmiss in die kurze Pause, die die ungleich langen Hälften des Abends trennte. Dank filmischer Seitenhiebe auf die Elbphilharmonie zählte der Begleitfilm zu dieser Performance auch zu den besseren, die es zu sehen gab. Einige Filme bekamen neben gut gewählter Szenenausschnitten nämlich zusätzlich recht beliebige Symbolbilder spendiert.

Der längere Part des Konzerts begann mit einer musikalischen Reise quer durch die Welt von Star Trek. Das Titelthema der Originalserie und Voyager, des ersten Films, Teil vier und sechs sowie Passagen aus Star Trek Into Darkness wurden zu einer kurzweiligen Tour de Force gewoben, die den Retro-Elementen des Franchises ebenso wie den dramatischen, actionreichen und futuristisch-aufgeschlossenen Aspekten gerecht wurde. Highlight des Abends war aber der darauf folgende Querschnitt durch den Inception-Score. Schon die Ankündigung wurde von freudigem Applaus begrüßt, nach der Performance brach der Saal in frenetischen Beifall aus. Und dies vollkommen zurecht. Die sonst zurückhaltende Lichtgestaltung der Bühne wurde während der Inception-Darbietung zu beeindruckend-dramatischem Effekt eingesetzt und das Medley fügte die wichtigsten Melodien der Hans-Zimmer-Komposition großartig zu einer Einheit zusammen. Los ging es mit langsamen, elektrisierenden Bässen, ehe die Streicher immer schneidendere, härtere Töne von sich gaben und die Dramatik anstieg, ehe die melancholischeren Stücke des Films folgten. Das Finale ging dann in die Vollen und weckte bildhafte Erinnerungen an die pompöse Action des Nolan-Thrillers. In diesem Fall war auch die Auswahl an symbolhaftem Filmmaterial kongenial.

Danach kam es zum Tiefpunkt der Vorstellung: Broadway-Sängerin Lana Gordon versuchte sich an Adeles Skyfall, ging die hohen Töne aber viel zu aggressiv heran, weshalb James Horners Avatar-Suite mit ihren romantisch-exotischen Klänge im Anschluss wie Balsam anmutete. Es wurde danach noch romantischer, und zwar mit Hans Zimmers Eröffnungsstück von Michael Bays Pearl Harbor, einer sehr sanften Nummer voller Sehnsucht und nostalgischer Leichtigkeit. Auch Diane Warrens Ballade There You'll Beerklang in wohligen Tönen und schien Gordon besser zu liegen. Eine umfassende Gladiator-Suite brachte dann den offiziellen Teil des Konzerts zu einem pompösen Abschluss, als Zugabe folgte jedoch ein Fluch der Karibik-Best-of. Dessen Übergänge waren zwar gewöhnungsbedürftig, dank der tollen Melodien und der liebevollen Umsetzung der Hauptthemen erarbeitete sich das Orchester dennoch verdiente Standing Ovations.


Ich habe mich in den rund drei Stunden bestens unterhalten gefühlt und würde mich sehr über eine zweite Tournee freuen. Thematisch sind in Sachen Filmmusik praktisch keine Grenzen gesetzt und nach Worlds of Adventure bin ich mir sicher, dass den Verantwortlichen erneut eine erstaunliche Zusammenstellung gelingen wird.

Mehr zur Konzertreihe erfahrt ihr hier.

Eine kleine Effektgeschichte

$
0
0
YouTube-Nutzer Jim Casey blickt auf die Geschichte der Spezialeffekte zurück. Von Georges Méliès bis Alfonso Cuarón, von kleinen optischen Täuschungen hin zu aufwändigen Computertricksereien. Welche Filme erkennt ihr?

James Bond 007 – Im Angesicht des Todes

$
0
0

Zum zweiten Mal findet eine ausgedehnte Bond-Ära ihr Ende. Und erneut nimmt ein langjähriger Darsteller des wohl berühmtesten Geheimagenten der Welt mit einem äußerst überdrehten, humorigen Film seinen Hut. Doch während Sean Connerys endgültiger Abschied von der offiziellen EON-Reihe, Diamantenfieber, rückblickend von vielen immerhin als solider oder leicht unterdurchschnittlicher Teil des Franchises angesehen wird (Platz 12 von 21 im großen Entertainment-Weekly-Countdown 2006, 18 von 24 beim Rolling Stone Magazine, 3 von 5 Punkte in der Bond-Retrospektive des Stern-Magazins im Jahre 2012, 65 Prozent bei Rottentomatoes), fällt Moores letzter 007-Auftritt in der Kritik weitestgehend durch.

Ich habe ja hie und da meine ganz eigene Bond-Sichtweise. So auch bei diesen zwei Filmen. Ich kann mich der annehmbaren Kritik von Diamantenfieber nicht anschließen, sondern finde ihn erschreckend dröge. Dafür kann ich die schlechte Rezeption von Im Angesicht des Todes nicht so recht verstehen. Denn diese pompöse Agenten-Actionkomödie lässt mich jedes Mal, wenn ich sie sehe, vor Vergnügen bis über beide Ohren grinsen. Und im Gegensatz zu Connerys ersten EON-Abschiedsfilm Man lebt nur zweimal glaube ich sogar, dass hier die Komik nicht unfreiwillig ist.

Gewiss, Im Angesicht des Todes ist eine Produktion der Widersprüche. So zielt John Glens Regiearbeit mit einigen Elementen klar auf ein jugendliches Publikum, um eine neue Generation von Bond-Fans heranzuzüchten. Dies beginnt bereits bei der packend inszenierten Prologsequenz in Sibirien, die wieder einmal einer aufregenden Stuntchoreographie von Willy Bogner folgt. Die Ski-Legende arbeitete eine ausführliche Snowboardingpassage in den Prolog ein, womit erstmals ein breites Publikum mit diesem Sport konfrontiert wurde und was Moores Bond in seinem sportlichen Können nah an den Puls der Zeit rücken ließ. Im Anschluss an diesen Prolog, der mit einem augenzwinkernd-übertriebenen Techtelmechtel zwischen Bond und einer albern-freizügig gekleideten Kollegin endet, folgt zudem endlich wieder ein guter, flotter Bond-Titelsong. Dargeboten von Duran Duran und vom Pop-Duo in Zusammenarbeit mit dem wiederkehrenden Bond-Komponisten John Barry geschrieben, eroberte die Nummer die US-Chartspitze und wurde somit seinerzeit der erfolgreichste Titelsong der 007-Reihe. Begleitet wird das Stück von einer peppigen Titelsequenz, die die typischen Frauensilhouetten durch Damen ersetzt, die ganz zeitgemäß mit Leuchtfarbe bemalt wurden, was dank mancher Schnitt- und Kameratricks zu einigen netten Effekten führt.

Und dann wäre da die Wahl der zentralen weiblichen Rolle: Die rechte Hand des Schurken wird von der burschikosen Discoqueen Grace Jones verkörpert, die eine äußerst einschüchternde Leinwandpräsenz hat und körperlich die fähigste Person im ganzen Film ist. Was im Bond-Universum mit seinem eingefahrenen Rollenbild ein willkommener frischer Wind ist, zumal auf irgendwelche Küchenpsychologie verzichtet wird und Jones ihre taffe Rolle authentischer, unprätentiöser meistert als so manch anderes hart austeilendes Bondgirl. Der große Schurkenkomplott riecht ebenfalls nach den 80ern: Fiesling Zorin entwickelte neue, bessere Computerchips und will die Gesamtheit von Silicon Valley dem Erdboden gleich machen, um sich so seiner Konkurrenz zu entledigen.

So sehr diese Aspekte für einen modernen Bond-Film sprechen und ihn jünger, frischer erscheinen lassen, berücksichtigt er gleichwohl mehr denn je das Alter des Hauptdarstellers Roger Moore (damals 57): Im Mittelpart dreht sich alles um Betrügereien beim Pferderennen, wo Bond einen auf informierten, gesitteten und gealterten Experten machen kann. Der obligatorische Flirt mit Miss Moneypenny ist zurückhaltend, ruhig und erfolgt mit dem freundschaftlichen Charisma eines welterfahrenen Gentlemans. Und ebenso entwickelt er zu seiner wichtigsten Informantin, der Geologin Stacey Sutton, fast schon ein väterliches Verhältnis. Er kocht für sie, bewacht sie während sie schläft (ohne sich zu ihr zu betten) und er bemüht sich sogar, während des Kampfes gegen mehrere Einbrecher, bloß nicht ihre Einrichtung zu zerdeppern. Zugegeben: Gegen Ende des Films taut diese respektvolle Distanz auf, aber die Inszenierung und die Kommentare des dies beobachtenden Q verpassen dieser Entwicklung eine ironische Dimension, als wollten Glen und die Autoren Michael G. Wilson & Richard Maibaum sagen: "Hey, das muss bei Bond halt sein, oder?" All dies führt dazu, dass Im Angesicht des Todes, zumindest in meinen Augen, erfolgreicher auf Bonds fortgeschrittenes Alter eingeht, als das EON-Konkurrenzprodukt Sag niemals nie.

Kurioserweise ergeben die beiden Herzen dieses EON-Films ein unterhaltsames Gesamtpaket: Die jungen, hippen Elemente (die besser gealtert sind als alle Modernisierungsversuche in Sag niemals nie oder Moonraker) wiegen jene Aspekte auf, die sich mit Moores Alter beschäftigen, und verhindern so, dass sich Im Angesicht des Todes wie "James Bond, Opa Edition" anfühlt. Gleichzeitig erdet die Darstellung Bonds als erfahrenen Gentleman-Agenten den Aktualisierungsgedanken, weshalb dieser Film längst nicht so verschroben und untypisch daherkommt wie der (dennoch coole) Leben und sterben lassen.

Schwächen hat Moores letzte 007-Vorstellung dennoch. Da wäre die Hintergrundgeschichte des von Christopher Walken mit eisern-hämischer Miene verkörperten Bösewichts Zorin. Dieser Pferdesportbetrüger / Technologiemagnat / angehende Massenmörder ist nämlich, wie Bond im Laufe des Films erfährt, das Produkt eines medizinischen Experiments, das der Nazi-Wissenschaftler Dr. Carl Mortner (Willoughby Gray) an Embryonen durchführte. Die Erklärung, dass die in Folge dieser Experimente geborenen Kinder zu schizoiden Psychopathen heranwuchsen, hätte es wahrlich nicht gebraucht. Und auch wenn ich es verschmerzen kann, dass Moore für einen Großteil der Actionszenen aussetzte, so könnte der Übergang zum Stuntdouble besser kaschiert werden. Schnitt und Kameraeinstellung wechseln zuweilen zu offensichtlich, insbesondere bei der Verfolgungsjagd am Eiffelturm, bei dem 007 erstmals Bekanntschaft mit Grace Jones' Rolle May Day macht.

Dafür sind die Actionsequenzen in diesem Film sehr abwechslungsreich: Die Paris-Sequenz etwa entwickelt sich zu einer herrlich komischen Autoverfolgungsjagd, bei der aber allein die gezeigten Unfälle für Humor sorgen und nicht etwa eine überdeutlich nach Ein toller Käfer schmeckende Inszenierung. Handgemenge sind dagegen rau und schnell, das große Finale wiederum eine bunte, die Zutaten wohl abwiegende Mischung aus übertriebener Megalomanie und praktischen Elementen. So überwältigend und real das Höhlenset ist, welches nach und nach zerlegt wird und in dem Zorin kaltblütig seine Handlanger erschießt, so cartoonig-spaßig ist die anschließende Zeppelin-Action. Auf dem Papier klingt diese Mischung bescheuert, doch Regisseur John Glen gelingen die Übergänge vom einen zum anderen Tonfall unerwartet flüssig und mit viel Spielfreude. Dies gilt etwa auch für eine haarsträubende Verfolgungsjagd zu Pferd im ersten Part des Films, bei dem Zorins Männer mit albernen Kniffen versuchen, Bond zu Fall zu bringen. In vielen anderen Bond-Filmen wäre diese Sequenz ein Tiefpunkt, doch in diesem Teil der Reihe gilt: Alles geht, nichts muss. Zu vergnügt ist die Regieführung, zu temporeich die Umsetzung der einzelnen Passagen.

Zwangsweise muss sich solch ein Gemisch wie Im Angesicht des Todes im Vergleich zu stringenteren Bond-Werken etwas hohl anfühlen. Dies ist halt nicht der Bond im Hitchcock-Stil, der melancholisch-romantische Bond oder der Blaxploitation-Bond. Dies ist ein Gemischtwarenladen-Bond. Wenngleich ein süffisanter, der zumindest aufgrund dessen, wie ein Kapitel zum nächsten führt, nicht einen chaotisch-ideenlosen Eindruck erweckt. Viel mehr kommt das Feeling auf, das etwa bei manchen Carl-Barks-Abenteuercomics oder gewissen Simpsons-Folgen entsteht, bei denen die Story im ersten Drittel augenscheinlich nichts mit dem Abschluss gemein hat: Es ist ein extrem unterhaltsamer, flüssiger Eskapismus-Ritt. Dafür sorgt auch Moore, der viel kohärenter agiert als im direkten Vorgängerfilm und wieder den nett-gewieften Edelmannagenten raushängen lässt. Auch Running Gags wie Bonds selbstbewusst-faule Wahl seiner Tarnnamen tragen dazu bei, dass Im Angesicht des Todes ein großes Popcorn-Vergnügen wird, das sich seiner Identität bewusst ist, ohne zu aggressiv die selbstparodistische Schiene zu fahren.

Für einen ernstzunehmenden Bond-Film sind die vergnügt-augenzwinkernden Momente zweifelsfrei zu großzügig gesät und für eine markante Tonlage sind die einzelnen Zutaten dieser Rezeptur viel zu bunt gemischt. Und ja, durch die offensichtlichen Stuntdoubles geht viel Suspense verloren. Aber die Stuntchoreographien sind rasant, die Gags sitzen, Moore dreht seinen Charme wieder auf und es ist einfach zu beeindruckend, was in dieser Produktion alles tolldreist aneinandergereiht wird.

Für mich endet Moores Bond-Ära also so, wie es sein sollte: Mit einem extrem gut gelaunten, temporeichen Stil-Mix, der einfach alles enthält, was zu Bond passt. Ein ungewöhnlicher, aber verdienter Abschied für den stilistisch bislang wankelmütigsten Bond-Darsteller. Länger hätte Moores Engagement in dieser Rolle aber wahrlich nicht sein dürfen. Was er selbst erkannte: Als ihm bewusst wurde, dass ihn die Mutter seines Bondgirls Tanya Roberts alterstechnisch unterbietet, gab er seine filmische Lizenz zum Töten auf. Nicht, dass sich die Produzenten beklagt hätten: Trotz zufriedenstellender Einnahmen zählte Im Angesicht des Todes zu den wirtschaftlich schwächeren Teilen der 007-Reihe, womit sich ein Neuanfang anbot. Dieser fiel aber bekanntlich deutlich kürzer aus als EONs Liebelei mit Roger Moore …
Viewing all 970 articles
Browse latest View live